Neustadt und die Fürsten zu Löwenstein 

 

In der Stiftskirche zu Neustadt besteht u.a. eine ewige Gebetsverpflichtung für den bedeutenden Wittelsbacher Kurfürsten Friedrich I. von der Pfalz (1425-1476), genannt „der Siegreiche“ oder auch der „Pfälzer Fritz“.  Er war überdies ein besonderer Wohltäter der Neustadter Stiftskirche und bestimmte etwa in seiner "Kleider- und Sittenordnung" dass alle behördlichen Strafgelder für Gotteslästern und falsches Schwören "an den Kirchenbuwe des Stiefftes zu Nuwenstatt zu wenden" sind.   

 

 

Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz -- der "Pfälzer Fritz" 
 

Sein Vater Kurfürst Ludwig III. sowie seine Großeltern Kurfürst Ruprecht III. von der Pfalz (als Ruprecht I. auch deutscher König) und Elisabeth von Hohenzollern-Nürnberg blicken den Messbesucher bei jedem Gottesdienst an, da sie Christus anbetend, ins Deckengewölbe über dem Hochaltar gemalt sind.

 

 

 

Kurfürst Ruprecht III. und seine Gemahlin Elisabeth von Hohenzollern-Nürnberg (Großeltern des "Pfälzer Fritz") 

 

 

Kurfürst Ludwig III. (sein Vater)    

 

  

Kurfürst Friedrich I., der "Pfälzer Fritz", war nicht nur ein geschichtlich bedeutender und frommer Regent. Er scheint auch weitgehend unkonventionell und frei von Standesdünkeln gewesen zu sein, denn er heiratete ( - und das ist beachtlich, denn Mätressen gab es auch schon damals genug - ) ein bürgerliches Fräulein, die Augsburger Ratsdienerstochter Clara Tott, mit der er eine gute und glückliche Ehe führte. Für seine Nachkommen verzichtete Kurfürst Friedrich auf jegliche  Herrschaftsansprüche aus dem elterlichen Stammhaus Wittelsbach (etwa in der Pfalz oder in Bayern) und begründete sein eigenes Geschlecht der "Fürsten zu Löwenstein". Der gemeinsame Sohn Ludwig I. zu Löwenstein (1463-1523) war der erste Chef dieses Adelshauses, das sich später in einen protestantischen und einen katholischen Zweig aufspaltete. Letzterer residiert heute im Unterfränkischen Kleinheubach, hat seine Familiengrablege im Kloster Engelberg über dem Main und nennt sich nun mit vollem Namen „Löwenstein-Wertheim-Rosenberg“.

 

Dieser Name hat im katholischen Deutschland seit langer Zeit einen guten Klang und auch das heutige Familienoberhaupt Fürst Alois Konstantin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (*1941) ist ein glaubenstreuer und engagierter Katholik, Komtur des Päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Leiter der Bezirksgruppe Aschaffenburg des Bundes Katholischer Unternehmer (BKU) sowie Oberst der Reserve der Bundeswehr. Besonders hervorzuheben ist seine Vorstandstätigkeit im „Forum Deutscher Katholiken“, das sich selbst als Konkurrenzverband zu dem immer glaubensferneren „Zentralkomitee Deutscher Katholiken“ sieht und diesbezüglich in seiner Webseite schreibt: „Wir sehen einen Neuanfang nicht in der Fortsetzung von Strukturdebatten und Satzungsdiskussionen, sondern in persönlicher Umkehr, in geistlicher Erneuerung, im Glaubensgehorsam und in der Loyalität gegenüber dem Hl. Vater und den mit ihm verbundenen Bischöfen.“ Fürst Alois Konstantin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg ist der langjährige Präsident des jährlichen Kongresses dieses „Forums deutscher Katholiken“, der unter der Bezeichnung „Freude am Glauben“ stattfindet, auf dem 2010 auch unser Speyerer Diözesanbischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann ein Referat hielt und wo zur Eröffnung die „alte Messe“ gefeiert wurde. Beim Kongress von 2002 war Josef Kardinal Ratzinger, der heutige Papst Benedikt XVI., Zelebrant der Schlussmesse.

 

 Der Chef des Hauses Löwenstein, Fürst  Alois Konstantin und seine Gemahlin Anastasia, Prinzessin von Preussen (Ur-Enkelin Kaiser Wilhelm II.)

 

Der Urgroßvater des derzeitigen Familienchefs Alois Konstantin war Karl VI. zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1834-1921), regierender Fürst, Standesherr, Reichstagsabgeordneter, sowie langjähriger Präsident des Kommissariats der Deutschen Katholikentage. Seine tiefe Frömmigkeit und die unkonventionelle Ader seines Geschlechtes ließen in ihm den Entschluss reifen, als Witwer, nach dem Tode seiner Gattin, allen weltlichen Würden zu entsagen und als einfacher Mönch in ein Kloster einzutreten. So wirkte er ab 1907 bis zu seinem Tode, 14 Jahre segensreich im Dominikanerorden unter dem Namen Pater Raymund Maria.

 

 Fürst Karl VI. zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1834-1921), als Pater Raymund Maria O.P.

 

 

Die Schwester von Fürst Karl VI., Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1831-1909), wurde als Witwe Benediktinerin und ist die Großmutter der letzten österreichischen Kaiserin Zita (1892-1982), deren Seligsprechungsprozess eingeleitet ist. Gleichzeitig war sie - über eine andere Familienlinie - die Urgroßmutter des bereits selig gesprochenen Kaisers Karl von Österreich (1887-1922), Zitas Gatte. Kaiser Karl und Kaiserin Zita haben daher als direkte Nachkommen der Pfälzer Kurfürsten eine ganz besondere Verbindung  zu unserer Neustadter Kirche und wir wollen uns gerne ihrer Fürsprache anvertrauen.

 

   

Kaiserin Zita und ihr Gatte, der Selige Kaiser Karl.

 

 

Die altrituelle Gemeinde der Diözese Speyer ist sehr stolz darauf, in ihrer neuen Heimat, der Stiftskirche, die Gebetsverpflichtung für Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz, Begründer des Hauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg zu besitzen und sie im Rahmen der halbjährlichen „Wittelsbachermessen“ pflegen zu dürfen. Selbstverständlich schließen wir in dieses Gedenken auch seine trefflichen Nachkommen aus der Fürstenfamilie Löwenstein-Wertheim-Rosenberg ein, die der katholischen Kirche in Deutschland über Jahrhunderte hinweg treu und engagiert dienten – bis in die Gegenwart hinein.

 

 

 
 
Der "Pfälzer Fritz", Stammvater des Fürstenhauses Löwenstein, auf einem Glasfenster aus dem Kloster Maulbronn.
Das Schriftband lautet: "O min got erbarm dich / uber mich / durch din liden"
(Oh mein Gott erbarm Dich über mich durch Dein Leiden)
 
Ihm, seiner Ehefrau Clara Tott und ihren Nachkommen aus dem Hause Löwenstein wollen wir bei unseren Hl. Messen besonders gedenken.