Heilige und Selige unserer Heimat

 

  (Die moderne, syro-malabarische St. Mary`s Kathedrale in Ernakulam, wegen ihrer zahllosen Heiligendarstellungen auch "Sixtinische Kapelle von Indien" genannt.)  

    

„Das Evangelium ist die Partitur und die Heiligen sind die erklingende Melodie“ sagt der Hl. Franz von Sales.

Das II.Vatikanische Konzil bestätigt u. präzisiert besonders die dogmatischen Aussagen der Kirchenversammlung von Trient, indem es bekennt: „Wenn wir nämlich auf das Leben der treuen Nachfolger Christi schauen, erhalten wir neuen Antrieb, die „künftige Stadt“ zu suchen. Zugleich werden wir einen ganz verlässlichen Weg gewiesen, wie wir, jeder nach seinem Stand und seinen eigenen Lebensverhältnissen, durch die irdischen Wechselfälle hindurch, zur vollkommenen Vereinigung mit Christus, nämlich zur Heiligkeit kommen können. Aber nicht bloß um des Beispieles willen begehen wir das Gedächtnis der Heiligen, sondern mehr noch, damit die Einheit der ganzen Kirche durch die Übung der brüderlichen Liebe im Geiste gestärkt werde. Denn wie die christliche Gemeinschaft unter den Erdenpilgern uns näher zu Christus bringt, so verbindet auch die Gemeinschaft mit den Heiligen uns mit Christus, von dem als Quelle und Haupt jegliche Gnade und das Leben des Gottesvolkes selbst ausgehen. So ziemt es sich durchaus, diese Freunde und Miterben Christi, unsere Brüder und besonderen Wohltäter zu lieben, sie hilfesuchend anzurufen und zu ihrem Gebet, zu ihrer mächtigen Hilfe, Zuflucht zu nehmen, um Wohltaten zu erflehen von Gott...“ (Lumen Gentium 50).

    

 

Der Altmeister der heimatlichen Hagiographie, Professor Dr. Magnus Jocham aus Freising  schreibt in seiner zweibändigen "Bavaria Sancta", der Sammlung von Heiligen und Seligen Altbayerns, Frankens und der Rheinpfalz: „Die freundlichsten Partien der Kirchengeschichte sind offenbar die Charakterbilder jener großen Menschen, die Gott zu Werkzeugen seiner erbarmungsvollen Weisheit gemacht hat. Diese Bruchstücke der Kirchengeschichte, die oftmals eine ganze Epoche erhellen, sind dem Volke durch die sogenannten ,Heiligenlegenden’ in die Hände gegeben worden. Es sind dies aber größtenteils Heilige aus fernen Ländern und die einheimischen sind viel zu wenig bedacht. Die großen Persönlichkeiten, welche in früheren Zeiten sich um die Ausbreitung des Christentums und um die Begründung der Kultur in unserer Heimat verdient gemacht haben, sind vielfach kaum dem Namen nach bekannt. Das Volk soll seine großen Vorfahren und ihre segensreiche Wirksamkeit kennen lernen. Es soll einsehen lernen, daß alle wahre Größe auf christliche Demut und ernste Selbstverleugnung gegründet ist und auch in unseren Zeiten nur insofern wieder Großes erwartet werden kann, wenn diese Tugenden der Heiligen von Neuem bei uns heimisch werden.“ Dem ist nichts hinzuzufügen und auch diese Web-Page dient dem von Professor Jocham vorgestellten Zweck.  

(Die "Bavaria Sancta" von Dr. Magnus Jocham ist unter nachfolgendem link aufrufbar. Alle blau untelegten Heiligen/Seligen sind bereits  - mit den im Buch publizierten Originalstichen - online einzusehen und abrufbar:)

BAVARIA SANCTA, Leben der Heiligen und Seligen des Bayerlandes ...

  

St. Martin von Tours

 

Einer der frühesten, bekannten Heiligen hierzulande ist der Hl. Martin. Unsere linksrheinische Heimat gehörte dem römischen Reich an, später siedelten die Franken. St. Martin ist beides. Römer von Geburt, römischer Offizier von Berufs wegen, durch seine religiöse Tätigkeit im Frankenreich wurde er zum Frankenpatron schlechthin. Martin von Tours, geboren um 316/317 (?) in Sabaria, dem heutigen Szombathely in Ungarn wuchs als Sohn eines römischen Tribuns in Pannonien/Ungarn auf. Die Jugend verbrachte er in Pavia, der Heimat seines Vaters in Oberitalien, wo er erstmals mit dem Christentum in Berührung kam. Widerwillig beugte Martinus sich dem Gebot des Vaters, der selbst als Militärtribun diente, und schlug eine Militärlaufbahn ein. Als Sohn eines römischen Offiziers war er gesetzlich zum Militärdienst verpflichtet. Im Alter von 15 Jahren zog man ihn zur Leibwache des Kaisers Konstantin II. nach Mailand ein, welche Stadt zu jener  Zeit die Residenz der westlichen römischen Reichshälfte war. Während Kämpfen zwischen Römern und Alemannen in Gallien, dem heutigen Frankreich und später auch jenseits des Rheins, in denen Martinus unter Julian diente, vertiefte sich sein Glaube. Ab 334 war Martin als Soldat der Reiterei der Kaiserlichen Garde in Amiens stationiert. Die Gardisten trugen über dem Panzer die Chlamys, einen weißen Überwurf aus zwei Teilen, der im oberen Bereich mit Schaffell gefüttert war. An einem Tag im Winter begegnete Martin am Stadttor von Amiens einem armen, unbekleideten Mann. Außer seinen Waffen und seinem Militärmantel trug Martin nichts bei sich. In einer barmherzigen Tat teilte er seinen Mantel mit dem Schwert und gab eine Hälfte dem Armen. In der folgenden Nacht sei ihm dann im Traum Christus erschienen, bekleidet mit dem halben Mantel, den Martin dem Bettler gegeben hatte.  Vor einer Schlacht gegen anrückende Germanen in der Nähe des Heerlagers der Civitas Vangonium, des heutigen Worms, verweigerte Martinus als Offizier des römischen Besatzungsheeres die Teilnahme mit dem Hinweis, er sei von nun an nicht mehr „miles Caesaris“, ein Soldat des römischen Kaisers, sondern „miles Christi“ und bat um Entlassung aus der Armee. Dies wurde ihm lange verweigert und  man entließ ihn erst 356, nach Ableistung seiner 25-jährigen Dienstzeit, im Alter von 40 Jahren aus dem Heeresdienst.
Martin ging zu Bischof Hilarius von Portiers - damals der Hort der Rechtgläubigkeit - und wurde zum Exorzisten geweiht. Dann  kehrte er in seine Heimat Pannonien - der damaligen römischen Provinz im heutigen Ungarn - zurück, wollte dort missionieren und taufte zuerst seine Mutter. In den Streitigkeiten um den Arianismus wurde Martin ausgewiesen und zog sich nach mancherlei Wundern und Abenteuern über Mailand, wo ihm Ambrosius begegnet sein mag, auf die kleine Insel Gallinaria vor Albenga im Golf von Genua zurück. Er führt ein Einsiedlerleben, bis ihn der aus der Vertreibung zurückgekehrte Bischof Hilarius 360 zu sich nach Portiers rief. Martin errichtete 361 in Ligugé in der Nähe von Poitiers eine Einsiedlerzelle, aus der das erste Kloster Galliens erwuchs. 

 

Martinus wurde 371/372 auf Drängen des Volkes, Bischof von Tours, trotz Vorbehalten seitens des Klerus und gegen seinen eigenen Willen. Die Legende berichtet, er habe sich in einem Stall versteckt, um der Wahl zu entgehen, doch hätten ihn die Gänse durch ihr Schnattern verraten. Der volkstümliche Brauch der Martinsgans, die man vielerorts zum Martinsfest verzehrt, rührt wohl von dieser Geschichte her. 

 

Beim Volk war Martin beliebt als ein gerechter, treusorgender Bischof. Seine Lebensweise blieb asketisch, er lebte zuerst in einer Zelle an der Kathedrale, dann gründete er eine Kolonie an der Loire nahe Tours (375); daraus entwickelte sich das Kloster Marmoutier/Maursmünster, das zu einem bedeutenden religiösen Zentrum wurde. Hier lebten unter Martins Leitung 80 Mönche ohne persönliches Eigentum, mit dem Verbot von Kauf und Verkauf, angewiesen allein auf Spenden; Handarbeit außer dem Schreiben war untersagt, es gab eine tägliche gemeinsame Mahlzeit, gemeinsames Gebet, strenge Klausur und keine Verbindung zum Klerus der Kathredrale. Zur dieser Gemeinschaft gehörten auch Mitglieder des gallischen Adels; höchste Beamte kamen zu Martin als Wunderheiler. Seine Askese brachte ihm aber immer wieder die Gegnerschaft des Klerus ein. Bald lernte er auch Liborius, den Bischof von Le Mans, kennen. Mit ihm verband ihn eine lebenslange Freundschaft, und er spendete ihm  vor seinem Tod, im Juni 397, das Sakrament der Krankensalbung.   

 

Missionsreisen führten Martin durch sein ganzes Bistum. Mit Hilfe seiner Mönche gründete er Landpfarreien und organisiere den Pfarrklerus nach ihrem Vorbild. Sein prophetengleich gebieterisches Auftreten ermöglichte ihm eine straflos bleibende Konfrontation mit dem Usurpator Maximus, bei dem er - vergeblich - versuchte, die von ihm selbst abgelehnten Priscillianer (Sekte) vor blutiger Verfolgung zu retten. Alle Legenden betonen Martins schlichte Lebensart und demütige Haltung: Er putzte selbst seine Schuhe und saß nicht auf der bischöflichen Kathedra, sondern auf einem Bauernschemel. Als er seinen Rock einem Armen gab und der für ihn auf dem Markt neu gekaufte zu kurze Ärmel hatte, bekleideten ihn Engel während der Messe. Bei einem Mahl mit dem Kaiser ließ dieser Martin den Pokal zuerst reichen, er aber gab ihn nicht dem Kaiser zurück, sondern an seinen Priester weiter. Andere Legenden erzählen, wie Martin ein Kind vom Tod erweckte, einen heidnischen Baum gefällt habe, oder daß er das Blut des Märtyrers Mauritius und seiner Gefährten aufgefangen habe. Sein Freund, der Geschichtsschreiber Sulpicius Severus gründete eine asketisch lebende gelehrte Gesprächsgemeinschaft und verfasste Martins Lebensgeschichte. Schon zu seinen Lebzeiten und erst recht später beruhte Martins Verehrung auf Wundern.

 

Auf einer Missionsreise starb Martin am 8. November 399 (?) in Candes, heute Candes-Saint-Martin bei Tours. Mönche brachten seinen Leichnam auf der Loire nach Tours, wo er drei Tage später beigesetzt wurde - daher der Gedenktag am 11.11. Auf der 40 Kilometer langen Strecke sollen in dieser Nacht die Ufer zu neuem Leben erwacht sein, ein Meer weißer Blüten habe den Fluss gesäumt. Zur Beisetzung strömte eine riesige Menschenmenge. Sein Schüler und Nachfolger als Bischof, Brictius, errichtete über Martins Grab eine Kapelle, die ein vielbesuchtes Ziel von Pilgern und fränkisches Nationalheiligtum wurde. Perpetuus, Bischof von Tours 461 - 491, nahm Martin in den Festkalender des Bistums auf und errichtete eine neue, St. Martin geweihte Basilika; das Patrozinium breitete sich nun rasch in der Gegend aus. Ab dem Beginn des 6. Jahrhunderts auch in Italien - so in Rom unter Papst Symmachus, auf dem Montecassino unter St. Benedikt, in Ravenna nach 540. Dann auch in Spanien; Suebenkönig Chararich - durch Martin von Braga von der Richtigkeit der katholischen Lehre überzeugt - erhielt Martinsreliquien für Braga.   

 

König Chlodwig I. erklärte St. Martin zum Schutzherrn der fränkischen Könige und ihres Volkes. Sein Mantel galt als fränkische Reichsreliquie, wurde seit 679 am Königspalast in Paris aufbewahrt und auf allen Feldzügen mitgeführt. Wohl unter Pippin dem Mittleren kam die Cappa (Mantel) in die Obhut der Karolinger, die die Martinsverehrung belebten und bis nach Friesland und in die rechtsrheinischen Gebiete verbreiteten. Die Reliquien wurden größtenteils im 16. Jahrhundert von Hugenotten vernichtet; Reste  davon werden in der 1902 neu erbauten Martinsbasilika in Tours verehrt, die die alte, fünfschiffige Basilika ersetzt. Von der früheren Kultstätte sind nur noch der Uhrturm und der von Karl dem Großen erbaute Turm übrig geblieben. Martin ist der Schutzpatron Frankreichs, der Slowakei und des Eichsfelds. Er wird als Landespatron des Burgenlandes und wegen seiner Anwesenheit in Worms (das seit 1801 zum Bistum Mainz gehört) als Mainzer Diözesanpatron, sowie als Mainzer Stadt- und Dompatron verehrt. Aufgrund seiner Vita ist der Heilige Martin Schutzheiliger der Reisenden, der Armen und Bettler sowie der Reiter, im weiteren Sinne auch der Flüchtlinge, Gefangenen, Abstinenzler und der Soldaten. In Worms steht das uralte Martinsstift gemäß beständiger Überlieferung an der Stelle, wo St. Martin als Legionär im Kerker saß. Johann Bernhard Betz aus Dirmstein (1746-1815) fungierte dort als letzter Stiftsdekan und Oberhaupt der klösterlichen Gemeinschaft. Der traditionelle Martinskerker - genau wie die Stadtmauer aus römischer Zeit - war  bis zur Vernichtung der Stadt 1689 noch unter der Kirche vorhanden. Nach dem Stadtbrand brach er ein und musste zugeschüttet werden. Eine Bronzetafel an der Martinskirche weist bis heute darauf hin. Der Speyerer Priesterschriftsteller Conrad von Bolanden wählt 1875 in seinem Roman "Urdeutsch", den  am Rhein missionierenden Hl. Martin als Hauptfigur. Gerade für unsere unmittelbare Heimat - Dirmstein und das gesamte Wormser Umland -  ist St. Martin von größter Bedeutung  und der erste konkret fassbare Heilige bzw. Glaubensbote von dem wir wissen. 
 
 

Der Hl. Philipp von Zell

Einer der frühen Glaubenszeugen unserer Region ist auch der Hl. Philipp von Zell, dessen Statue früher den Hochaltar des Speyerer Domes zierte. Sein Grab war einmal der bedeutendste Wallfahrtsort der Pfalz. Zell und das gesamte Zellertal leiten ihre Namen ab von jener „Cellula“, der Zelle des Hl. Einsiedlers Philipp von Zell, eines englischen Mönches der sich auf dem Rückweg von einer Wallfahrt nach Rom, wo ihn Papst Sergius I. (+701) zum Priester geweiht hatte, hier als Einsiedler niederließ u. eine Klause mit Obstgarten anlegte. Bald fanden sich Gefährten u. es entstand eine Mönchsgemeinschaft an jenem Platz, der bislang eine heidnische Wallfahrtsstätte mit einem Wodansheiligtum war. Ähnliches geschah im nahen Bockenheim. Dort wandelte St. Philipp ein heidnisches Quellenheiligtum in eine christliche Kultstätte um und baute eine Kapelle, zu der bis heute Wallfahrten ziehen.
Philipp wurde schon zu Lebzeiten als Heiliger verehrt u. es sind viele Wunder überliefert. Ein Pilgerstrom zu ihm setzte ein, der auch nach seinem Tod um 750 nicht mehr aufhörte. Die Mönchsgemeinschaft wuchs u. ward schließlich dem Kloster Hornbach in der Südwestpfalz unterstellt. Um 850 wurden die Gebeine des Heiligen erhoben und in der neu errichteten Salvatorbasilika beigesetzt. Der berühmte Mainzer Bischof Rhabanus Maurus verfasste die Grabinschrift. Damit war St. Philipp als Heiliger offiziell anerkannt. In Zell war kein Kloster in diesem Sinne entstanden, sondern ein sog. Kollegiatsstift. Im Unterschied zum Kloster leben dort die Stiftsherren nicht unter einem Dach oder in Klausur, sondern jeder hat seine Freiheit u. sein eigenes Haus mit Hof u. Nutzgebäuden, woraus sich allmählich der Ort Zell entwickelte. Die Stiftsherren kamen zum gemeinsamen Gebet in der Stiftskirche zusammen, sie gründeten die erste Schule im weiten Umkreis u. sie betrieben Landwirtschaft u. Weinbau, weshalb Zell als die älteste weinanbauende Gemeinde der Pfalz gilt. Ein verwittertes Kreuz mit schwarz gewordenem Corpus führte beim Predigtfelsen des Hl. Philipp zur Weinbergslage „Zeller schwarzer Herrgott“ eine der berühmtesten Weinlagen der Pfalz.
Die Stiftskirche mit dem Grab des Heiligen wurde immer größer und prächtiger gebaut. In ihrer Blütezeit im 14. u. 15. Jahrhundert hatte sie 3 Schiffe mit 9 Altären u. eine Vielzahl von Votivgaben, wovon die wertvollsten ca. 100 massiv silberne, vergoldete Kindlein waren. Nachdem nämlich 1447 eine persönliche Wallfahrt des Pfälzer Kurfürsten Ludwig IV. u. seiner Gemahlin Margarethe von Savoyen zur Geburt des ersehnten Thronfolgers führte (Philipp der Aufrichtige – nach dem Hl. Philipp), avancierte der Pfälzer Heilige mehr u. mehr zum Patron u. Nothelfer bei Kinderlosigkeit. Unter den zahlreichen Pilgern die deswegen hierher kamen seien 3 berühmte besonders erwähnt: Am 8. August 1480 kamen Graf Schweickhart VIII. von Sickingen u. seine Frau Margarethe hierher u. beteten um die Geburt eines Sohnes, der ihnen 1481 als Franz von Sickingen geboren wurde. Die glücklichen Eltern schenkten der Wallfahrtskirche u.A. ein wertvolles Messgewand. Kaiserin Maria Bianca, die 2. Gattin von Kaiser Maximilian I. besuchte Zell 1495/96 nicht weniger als 4 mal im gleichen Anliegen – ihre Ehe war kinderlos. Auch Kurfürstin Sybilla von der Pfalz, Gemahlin Kurfürst Ludwig V. kam 1517 zum Grab des Hl. Philipp, da sie ohne Nachkommen war.
Sehr viele Gebetsanliegen wurden auch aus der Ferne, ohne persönliche Wallfahrt vorgetragen u. namhafte Personen ließen sich meist zusätzlich als Mitglieder in die Zeller  Philippsbruderschaft einschreiben, deren kostbares Mitgliedsbuch mit zahlreichen Miniaturen heute im Staatsarchiv München verwahrt wird. Es waren u.A. als Mitglieder eingetragen: Kurfürst Ludwig IV. von der Pfalz u. seine Frau Margarethe, Rupprecht, deutscher König u. Kurfürst von der Pfalz, Kurfürst Ludwig III. von der Pfalz, Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz, der Siegreiche u. sein Bruder Rupprecht, später Erzbischof von Köln, Pfalzgräfin Sybilla, Gattin Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz, Markgraf Philipp von Baden, Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg u. seine Gattin Katharina von Sachsen, Herzog Friedrich der Friedfertige von Braunschweig, Graf Friedrich VIII. von Leiningen (1397-1437).
Dekan, also geistliches Oberhaupt des Philippsstiftes war von 1441-1471 der Priester Peter von Grünstadt, über dessen Familie man leider nichts näheres weiß. Er war 1425/26 Student in Heidelberg u. soll ein sehr guter und eifriger Stiftsdekan gewesen sein. Die Grafen von Leiningen waren bis ca. 1480 die Schutzvögte des Stiftes u. machten sich sehr darum verdient.
Die Philippsreliquien wurden alle 7 Jahre feierlich ausgestellt u. zogen Tausende von Pilgern an. Der Ausstellungsturnus stimmte überein mit der Aachener Heiltumswallfahrt, der größten mittelalterlichen Wallfahrt in Deutschland, die ebenfalls alle 7 Jahre stattfand. Viele Pilger die nach Aachen zogen, machten unterwegs einen Abstecher nach Zell.
Der päpstliche Nuntius Kardinal Sebastian Pighi besuchte Zell 1550 u. stellte fest, daß die meisten Stiftsherren bereits der neuen Lehre Luthers anhingen, die Kirche geschlossen u. verfallen war, keine Gottesdienste mehr stattfanden u. das ganze Stift sich in einem ruinösen Zustand befand. Auch hatten sich Pilger darüber beschwert, daß sie die Stiftsherren nicht mehr in die Kirche zum Philippsgrab vorließen, da sie angeblich „die Kirchenschlüssel nicht finden könnten“. Der Pfälzer Kurfürst Friedrich II. erbat sich vom Papst die Einverleibung des Philippsstifts mit seinen reichen Gütern, angeblich um es zu retten u. gleichzeitig um damit die schlechte Finanzlage seiner Universität aufzubessern. Papst Julius III. stimmte 1551 zu, um der Wallfahrt vielleicht doch noch eine Überlebenschance zu geben. 
Doch schon 5 Jahre später führte der neue Kurfürst Ottheinrich selbst die neue Lehre in der Kurpfalz ein, verbot gleichzeitig überall den kath. Kult u. löste das religiöse Stift auf. Den reichen Grundbesitz verwaltete seine Universität in Heidelberg, die in Zell einen weltlichen Amtmann, den Kollektor einsetzte u. ihm in der Barockzeit ein schlossartiges Haus bauen ließ, die sogenannte Kollektur. Die wertvolle Zeller Stiftsbibliothek mit Handschriften aus dem 10. u. 11.  Jahrhundert sowie dem berühmten Bruderschaftsbuch, wurde in die Kurfürstliche Bibliotheka Palatina in Heidelberg einverleibt. Diese erbeutete Kurfürst Maximilian von Bayern im 30-jährigen Kriege u. schenkte sie dem Papst. Später erhielt der König von Bayern einen Großteil jener Bücher aus dem Vatikan zum Geschenk, wodurch sie wieder an das Haus Wittelsbach zurückfielen. Mit dabei befand sich auch das immens kostbare, illustrierte Zeller Bruderschaftsbuch, das sich derzeit in der Staatsbibliothek München befindet.
Die Stiftkirche verfiel u. verschwand völlig, vom Stiftsschatz und den Votivgaben frommer Pilger blieb nichts übrig, die Gebeine des Hl. Philipp wurden aus dem Grab gerissen u. sind verschollen. Als die Kurfürsten der Pfalz nach 200 Jahren wieder katholisch geworden waren, verpflichtete Kurfürst Karl Theodor 1745 die Universität Heidelberg, die den gesamten finanziellen Gewinn aus dem aufgelösten Stift erhalten hatte, eine neue Wallfahrtskirche zu bauen. Das ist die prächtige Barockkirche, die heute wieder existiert. Seit Fertigstellung dieser Wallfahrtskirche 1749 lebte der Philippskult wieder auf u. St. Philipp wurde zum Patron der Universität Heidelberg ernannt. 1780 erbat der Rektor der Universität Heidelberg vom Bischöflichen Stuhl in Worms die Erlaubnis zu einem Wallfahrtsfest, das in jenem Jahr erstmals stattfand u. bei dem sich 2000 Pilger einfanden. Die Kapuzinerpatres aus Grünstadt unterstützten hierbei den Ortsgeistlichen bei der Pilgerbetreuung. Seither ist die Wallfahrt, die mit einer festlichen Prozession gehalten wird, nicht mehr abgerissen. Alljährlich am Sonntag nach dem 3. Mai findet das Wallfahrtsfest mit Prozession statt. Der Heiligenkult lebt aber rein aus der 1000- jährigen Tradition, da es keine Philippsreliquien mehr gibt. Die Vita des Hl. Philipp wurde mehrfach wissenschaftlich untersucht u. für weitgehendst glaubwürdig befunden.
Nachzutragen bleibt noch, daß König Adolph von Nassau, angesichts der Schlacht die er mit seinem Widersacher Albrecht von Österreich schlagen musste, am 1. Juli 1289 sein Hauptquartier im Stift Zell aufschlug, am Morgen des 2. Juli dort die Messe besuchte und dann nach Göllheim zog, wo er den Tod fand. Dort wo er im Kampf um seine Krone gefallen ist, steht heute noch das berühmte Königskreuz. Beide fürstliche Kontrahenten ruhen nebeneinander im Dom zu Speyer.
Der Selige Erkenbert von Frankenthal

  Datei:Erkenbert 1.jpg

Allen Gläubigen möchten wir die Verehrung 

Erkenberts von Frankenthal

empfehlen, einem fast vergessenen Seligen unserer Diözese, von wahrhaft brennender Aktualität.

Er lebte Jahre lang mit einer Frau in wilder Ehe und hatte sogar zwei Kinder mit ihr, ehe er sich nach einer Höllenvision bekehrte, sein Hab und Gut verschenkte und als Spätberufener, mit 50 Jahren Priester wurde. 

Näheres über ihn, erfahren Sie hier: 

Erkenbert von Frankenthal – Wikipedia

 .